Anlagen für die kontrollierte Wohnraumlüftung schaffen ein gesundes Raumklima. Auch in Nichtwohngebäuden sorgen Lüftungsanlagen für einen kontinuierlichen Luftwechsel. Die Unterscheidung unterschiedlicher Luftarten spielt in der Lüftungstechnik eine bedeutende Rolle. Jeder Luftstrom dient einem individuellen Verwendungszweck, der sich im Namen – wie Außenluft, Abluft, Zuluft, Mischluft, Umluft oder Fortluft – widerspiegelt. Von der Ansaugung bis zur Abführung aus einem Gebäude durchströmt Luft in Form unterschiedlicher Luftströme und in verschiedenen Richtungen eine Lüftungsanlage. Um die Luftströme zu differenzieren, gibt es für die einzelnen Luftarten Fachausdrücke. Im Jahr 2007 wurden auf europäischer Ebene die Farbkennzeichnung, Namen und Kürzel der Luftarten vereinheitlicht, was in DIN EN 13779 umgesetzt wurde.
Die verschiedenen Luftarten in der Übersicht:
- Außenluft
- Zuluft
- Abluft
- Fortluft
- Mischluft
- Umluft
- Raumluft
- Überstromluft
- Sekundärluft
- Leckluft
- Inflitration
- Exfiltration
- Frischluft
Luftarten | Abkürzung | Farbe |
---|---|---|
Außenluft | ODA | Grün |
Zuluft | SUP | Blau |
Raumluft | IDA | Grau |
Überstromluft | TRA | Grau |
Abluft | ETA | Gelb |
Umluft | RCA | DIN EN 16798-3: Orange (DIN EN 12792: Gelb) |
Sekundärluft | SEC | Orange |
Fortluft | EHA | Braun |
Leckluft | LEA | Grau |
Infiltration | INF | Grün |
Exfiltration | EXF | Grün |
Mischluft | MIA | getrennte Farben (DIN EN 12792: Orange) |
DIN EN 16798-3 und DIN EN 12792
Eine Norm, in der die Luftarten dargestellt sind, ist DIN EN 16798-3, die sich mit der energetischen Bewertung von Gebäuden beschäftigt. Im dritten Teil „Lüftung von Nichtwohngebäuden – Leistungsanforderungen an Lüftungs- und Klimaanlagen und Raumkühlsysteme“ sind die Kurzzeichen und Farben für die Luftarten geregelt. Die Luftarten sind in deutscher Sprache und die Abkürzungen ausschließlich in englischer Sprache ausgewiesen. DIN EN 16798-3 hat DIN EN 13779 abgelöst, die bis 2017 für die Lüftungstechnik von Nichtwohngebäuden maßgeblich war. Die Wohnraumlüftung wird in der Lüftungstechnik durch die DIN EN 12792 geregelt.
Außenluft und Zuluft
Außenluft trägt die Abkürzung ODA (outdoor air) und wird mit grüner Farbe gekennzeichnet. Sie bezeichnet Luft, die Lüftungsanlagen über Ansaugöffnungen zugeführt wird. Die Qualität der Außenluft hängt wesentlich vom Standort eines Gebäudes ab. Nach dem Ansaugen wird sie gefiltert. Das Filtern verhindert, dass Staub von Außen in Innenräume dringt. Optional für Lüftungsanlagen erhältliche Pollenfilter sind für Allergiker von großer Bedeutung.
Die saubere Luft wird – abhängig von der Witterung – erwärmt und den einzelnen Räumen eines Gebäudes als Zuluft zugeführt. Zuluft mit der Abkürzung SUP (supply air) hat in der DIN EN 12792 je nach Luftaufbereitung die Farben Grün, Rot, Blau oder Violett, in der DIN EN 16798-3 die singuläre Farbe Blau.
Raumluft und Überstromluft
Weitere Luftarten sind Raumluft IDA (indoor air), d. h. die Luft, die sich in einem Raum oder definierten Bereich befindet, sowie Überstromluft TRA (transferrred air). Dabei handelt es sich um Raumluft, die einen Raum verlässt und in einen anderen Bereich strömt. Beide Luftarten werden mit grauer Farbe gekennzeichnet.
Kennzeichnung der Luftarten in Plänen und auf Bauteilen
Die Kurzzeichen und Farbkennzeichnungen finden in der Lüftungstechnik Verwendung, um in Plänen für Lüftungsanlagen die Luftarten sowie die Richtung der Luftströme einzuzeichnen. Durch die einheitliche Kennzeichnung sind die Luftarten in den Plänen für jeden Fachmann auf den ersten Blick verständlich. Ebenso werden Bau- und Anlagenteile in einem Gebäude mit den einzelnen Luftarten, die sie enthalten, in eindeutiger Weise gekennzeichnet, um die Instandhaltung im laufenden Betrieb durch Wartung und Inspektion sowie Reparaturen zu erleichtern.
Beim Thema Lüftung finden sich ganz unterschiedliche Bezeichnungen für die Luft in der Anlage. Wenn Luft in das Gebäude eintritt, wenn sie wiederverwendet wird oder wenn sie unerwünscht entweicht – jedes Mal trägt sie einen anderen Namen. Außerdem gehen die verschiedenen Luftarten immer wieder ineinander über. Unser Artikel erklärt Ihnen, was hinter den vielen Begriffen im Lüftungsbereich steckt. So behalten Sie den Überblick und können bei Bedarf mit den Experten mitreden.
Frischluft oder Außenluft – kommt von außen in das Gebäude
Luft aus dem Freien wird als Frischluft bezeichnet. Häufig wird das Wort gleichbedeutend zum Begriff Außenluft verwendet. Bei Außenluft handelt es sich generell um die Luft außerhalb eines Gebäudes. Für die Nutzung im Luftkreislauf wird sie der Lüftungsanlage zugeführt, beispielsweise mit einem Wohnraumlüfter. Die Lage der Öffnungen für die Luftzufuhr kann Einfluss auf die Luftqualität haben. Diese ist in drei Stufen eingeteilt. Nach dem Eintritt in das Gebäude wird die Außenluft gefiltert und über einen Wärmetauscher geführt. Anschließend steht sie als Zuluft zur Verfügung.
Zuluft – wird in den Raum eingeleitet
Zuluft ist die Luft, die einem Raum über technische Einrichtungen zugeführt wird. Vor dem Einleiten in den Raum wird die Zuluft häufig vorbehandelt. Dafür kommen Verfahren wie das Erwärmen oder Kühlen, Befeuchten oder Entfeuchten oder auch die Filterung zum Einsatz. So kann Zuluft etwa in einem Wärmetauscher Wärme aufnehmen, bevor sie in den Raum geleitet wird. Zuluft wird prinzipiell aus der Außenluft, aus Umluft, aus Sekundärluft oder aus Mischluft gewonnen.
Umluft – aus anderen Räumen wiederverwendet
Bei der Umluft handelt es sich um gebrauchte Luft, die einem Raum aus anderen Räumen zugeführt wird. Vor der Einleitung wird sie mit verschiedenen Verfahren aufbereitet. Wegen der Wiederverwendung kann es bei Umluft zur Verbreitung von Gerüchen, Krankheitserregern oder anderen unerwünschten Stoffen zwischen den Räumen kommen. Daher wird das Verfahren mittlerweile im Wohnbereich oder im Arbeitsbereich seltener verwendet. In der Industrie hat Umluft aber eine hohe Bedeutung in Bereichen, in denen schädliche Stoffe nicht nach außen dringen dürfen.
Sekundärluft – aus dem gleichen Raum wiederverwendet
Sekundärluft ähnelt prinzipiell der Umluft. Der Unterschied besteht darin, dass Sekundärluft aus einem Raum entnommen und in den gleichen Raum wieder eingeleitet wird. Dazwischen können ebenfalls verschiedene Behandlungsschritte stattfinden. So kann die Luft beispielsweise vor der Wiederverwendung gekühlt werden. Ein typischer Bereich, bei dem Sekundärluft erzeugt wird, sind Umlufthauben in Küchen. Sie filtern Partikel und Gerüche aus der Luft heraus und geben die Luft dann wieder an den Raum ab.
Mischluft – kombiniert Außenluft mit Umluft
Bei der Mischluft werden Außenluft aus dem Freien und Umluft aus dem Gebäude im Lüftungssystem vermischt. Anschließend wird das Luftgemisch dem Raum als Zuluft zugeführt. Mischluft kann die Wärme und Feuchtigkeit aus der Abluft wiederverwenden. Gleichzeitig wird der Raum von außen mit unverbrauchter Luft versorgt. Die hygienischen Nachteile der Umluft bestehen allerdings bei der Mischluft ebenfalls. Aus diesem Grund kommt auch diese mittlerweile seltener zum Einsatz.
Abluft – wird aus dem Raum ausgeleitet
Die verbrauchte Luft, die aus einem Raum ausgeleitet wird, heißt Abluft. Sie enthält bei Wohnräumen in der Regel einen relativ hohen Anteil an Kohlendioxid und Feuchtigkeit. Außerdem kann sie mit Gerüchen oder anderen Verunreinigungen versetzt sein. Entsprechend ihrer Qualität wird Abluft in vier Stufen eingeteilt. Die Wärme der Abluft wird häufig über einen Wärmetauscher abgeschöpft und wiederverwendet.
Fortluft – wird aus dem Gebäude herausgeführt
Als Fortluft wird die Luft bezeichnet, die aus dem Lüftungssystem ins Freie geblasen wird. Der Austritt in die Umgebung erfolgt meist über Öffnungen an der Außenwand oder auf dem Dach eines Gebäudes. Selbst wenn die Luft zuvor durch einen Wärmetauscher geleitet wurde, enthält Fortluft oft noch viel Wärme. Auch Fortluft wird entsprechend ihrer Qualität in vier Kategorien eingeteilt.
Leckluft – entweicht aus dem Lüftungssystem
Bei der Leckluft handelt es sich um Luft, die unerwünscht aus dem Lüftungssystem entweicht. Ein Verlust von Luft lässt sich in der Praxis nicht vollständig vermeiden. Eine Anlage hat immer eine bestimmte Dichtheit und wird dementsprechend einer Dichtheitsklasse zugeordnet. Auch durch fehlerhafte Montage oder Schäden am Lüftungssystem können Leckstellen auftreten. Diese gehen oft mit einem hohen Verlust an Wärme und manchmal auch mit dem Austritt schädlicher Stoffe einher. Daher sollte Leckluft weitestgehend reduziert werden.
Infiltration – ungesteuerter Eintritt von Luft
Der Begriff Infiltration bezeichnet den Eintritt von Luft in ein Gebäude über undichte Stellen. Diese können sich etwa an der Gebäudehülle oder an Fenstern befinden. Es handelt sich dabei um eine natürliche Form der Belüftung. Sie war früher ein wesentlicher Faktor für den Luftaustausch in Gebäuden. Heute sind die Gebäudehüllen immer dichter und bieten nur noch wenig Gelegenheit für den natürlichen Luftaustausch. Bei Neubauten und größeren Sanierungen wird daher mittlerweile ein Lüftungskonzept nach DIN 1946-6 benötigt, welches einen ausreichenden Luftaustausch nachweist.
Exfiltration – ungesteuerter Austritt von Luft
Die Exfiltration stellt das Gegenstück zur Infiltration dar. Durch Exfiltration entweicht also über undichte Stellen Luft aus einem Gebäude. Auch sie ist ein Bestandteil der natürlichen Belüftung. Aufgrund der zunehmenden Luftdichtheit von Gebäuden tritt Exfiltration bei neueren Gebäuden ebenfalls nur noch in geringem Maße auf. In bestimmten Bauten wie Stallgebäuden oder in der Industrie wird die natürliche Belüftung aber weiterhin gezielt eingesetzt.
Danke für den Beitrag zur Differenzierung der Luftarten in der Lüftungstechnik. Mein Onkel arbeitet bei einer Firma für Axialventilatoren und hat mir von Lüftungstechnik erzählt. Das fand ich so spannend, dass ich mehr darüber erfahren wollte. Interessant, dass Zuluft die Luft ist, die einem Raum über technische Einrichtungen zugeführt wird.
Sehr gerne, haben Sie noch weitere Fragen oder möchten Sie noch mehr zu einem bestimmten Lüftungsthema erfahren? Wir freuen uns immer über Ideen und Anregungen.
Ich bin auf der Suche nach einer geeignete Lüftungs- und Klimatechnik und recherchiere, was es für Möglichkeiten gibt. Mir war gar nicht bewusst, dass bei Außenluft die Luft über Ansaugöffnungen zugeführt wird. Ich werde mir das mal genauer anschauen, möglicherweise ist das eine Option, vielen Dank für die Infos.
Dieser Artikel könnte für jeden, der sich mit Lüftungstechnik beschäftigt, von Bedeutung sein. Es scheint, dass jemand mit viel Wissen dies geschrieben hat. Außerdem ist der Artikel leicht zu verstehen. Danke!